Endlich! – Ein Wiedersehen mit unserer „nafasi – Familie“ in Kahe

Wie gut ist es doch, verantwortungsvolle, liebe Menschen vor Ort bei den Kindern zu wissen. Während die Welt eine Corona-Welle nach der anderen erlebt, ist unsere Kinderschar in Tansania auf 24 Kinder angewachsen. Alle Kinder sind gesund. Rose und Peter leisten in dieser schwierigen Zeit hervorragende Arbeit. Im März 2020 saßen wir das letzte Mal gemeinsam unter den Maracujabäumen bei Amalia im Garten und sprachen über unsere weitere Zusammenarbeit. Seit dem kommunizieren wir mindestens wöchentlich, manchmal täglich, per WhatsApp und E-Mail.

Warmherzig ist der Empfang für Niklas von unseren Kindern in der Schule in Kahe

Nach fast zwei Jahren haben wir es gewagt. Niklas ist für nach Tansania geflogen. Sein Projektsemester hatte er lange geplant. Dennoch war bis kurz vor Beginn unklar, ob die Reise wirklich klappen würde. Die Informationen aus Tansania zu den Infektionszahlen sind immer noch dürftig, wenn auch seit Beginn der Amtszeit von Präsidentin Samia Suluhu Hassan verlässlicher als zuvor. Während ich diesen Artikel schreibe, liegt die Impfquote bei 2,2%. Allerdings ist die Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 17 Jahren viel jünger als in Deutschland. In Europa beginnt sich gerade eine neue Infektionswelle aufzubauen. Wird es erneute Reisebeschränkungen oder Behinderungen im Flugverkehr geben? Wird der für die Einreise nötige PCR-Test negativ sein? Als wir mit Niklas am Frankfurter Flughafen auf sein Testergebnis warten, sind wir sehr angespannt. Dann die gute Nachricht, der Test ist negativ. Wir sind erleichtert als der Flieger mit ihm an Bord Richtung Tansania abhebt. Er tritt seine Reise diesmal alleine an.

Kurz vor der Abreise nach Kahe am Frankfurter Flughafen – Niklas ist glücklich, dass der Reise nun nichts mehr im Wege steht

In seinen großen schweren Taschen hat er kleine Geschenke und liebevoll geschriebene Briefe von allen Paten für ihre Kinder. Bei 24 Patenkindern ist es mittlerweile eine echte Herausforderung, alles gut nach Kahe zu bringen, wenn man alleine reist. So muss das eigene Gepäck eben etwas reduziert werden.

Sehr herzlich ist der Empfang für Niklas in der Samali Primary School in Kahe. Sogar eine tansanische und eine deutsche Flagge sind gehisst. Vertraute Gesichter – und dennoch, Niklas hat die Kinder mehr als zwei Jahre nicht gesehen: „Die Kinder sind groß geworden. Vieles hat sich hier verändert“, berichtet er uns nach Hause.

Peter liest den Kindern die Briefe vor, den jedes Kind von seinen Pateneltern erhalten hat

Wir haben fast täglich Kontakt zu ihm. Er ist überwältigt, was sich alles entwickelt und verändert hat. So gibt es seit einiger Zeit eine Schulbibliothek, die von den Kindern rege genutzt wird. Der Schulhof, der während der Regenzeit ständig überflutet war und nicht genutzt werden konnte, ist aufgefüllt, die Wege sind eingefasst und Blumenkübel aufgestellt.

Die Kinder sitzen gerne gemeinsam in der Schulbibliothek

Peter, Rose und Niklas gemeinsam an einem Tisch und wir hier in Deutschland zugeschaltet, besprechen wir, wie wir unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit weiter entwickeln können. Wir reden lange auch über unterschiedliche Standpunkte und erzielen meistens Konsens. Uns wird einmal mehr deutlich, wie wichtig das persönliche Gespräch vor Ort ist, auch wenn wir zwischen den persönlichen Treffen, ohne die digitalen Möglichkeiten auf die weite Entfernung nicht gemeinsam arbeiten könnten.

In ganz Tansania sind im Dezember große Schulferien. In Tansania bedeutet das gleichzeitig den Abschluss des Schuljahres. Wunderbar, dass Niklas in dieser Zeit dort sein kann. Wie auch in den letzten zwei Jahren gibt es für die Kinder ein besonderes Programm in den Ferien: 

Zusammen mit Caroline, die uns in den Ferien bei der Kinderbetreuung unterstützt, haben die Kinder wieder einen Besen auf traditionelle Weise gebaut. Getrocknete Palmblätter, eine aufmerksame, liebevolle Lehrerin und etwas Geschick, mehr benötigt es nicht, um solch einen Besen herzustellen. Jedes Kind hat einen eigenen Besen gebaut und damit gleich sein Zimmer gekehrt.

Caroline zeigt den Kindern, wie man einen Besen auf traditionelle Weise herstellt

Ester, deren Baby bald zur Welt kommt, hat die Kinder für dieses Jahr das letzte Mal im Nähen unterrichtet. Diesmal haben sie gelernt, wie man einen Rock zuschneidet. Sie haben Armbänder mit Rose und Caroline geflochten und erneut das Beet für die Gurken bestellt.

Der Höhepunkt in den Ferien ist jedoch die zweitägige gemeinsame Safari.

Bereits im Morgengrauen begann Rose mit den Kindern das Essen für den ersten Reisetag zu kochen und in große Plastikeimer zu füllen. „Seit nachts um zwei Uhr haben die Kinder an meine Tür geklopft und gefragt, wann es losgeht“, berichtet Rose.

Endlich geht die Reise los!
Auf dem Dach des Busses sind die Unterlagen für die Übernachtung im Zelt und die selbstgekochte Verpflegung für das Picknick an den Hot Springs verstaut

Pilaw, Fleisch und Salat war für das Picknick an den Chemka Hot Springs, der ersten Station der Reise, vorbereitet. Die Kinder planschen ausgelassen im kniehohen Wasser. Niklas ist der einzige, der schwimmen kann, und so wird er zum Rettungsschwimmer der Gruppe ernannt.

Erste Station, die Chemka Hot Springs, sind auch ein beliebtes Ziel für Touristen

Nach dem ausgiebigen Badespaß geht es im überfüllten Kleinbus weiter zum Kilimanjaro und zwar an die Nordseite. Die Fahrt dauerte länger als erwartet, vor allem wegen der schlechten Straßen, die eher Sandpisten gleichen. Glücklicherweise sind alle gut, wenn auch müde, angekommen.

Die Kinder verbringen die Nacht vor der Walking-Safari im Zelt

Die Kinder beziehen für diese Nacht ihre Zelte. Es werden Unterlagen aus Stoff und Decken verteilt. Unter freiem Himmel kochen Rose und Caroline am offenen Feuer für alle Spaghetti und Fleisch und bereiteten noch einen Salat dazu. Die Kinder sind hungrig und verspeisen wie immer Unmenge. Sie lieben Nudeln. Der Tag klingt am großen Lagerfeuer aus. Der Fahrer und der Ranger erzählen Geschichten, die Kinder singen und sagen Gedichte auf. Für den nächsten Tag ist eine Walking-Safari geplant. Der innigste Wunsch der Kinder ist es, Elefanten zu sehen.

Bis in die Nacht hinein sitzen die Kinder am Lagerfeuer, singen und erzählen Geschichten

Auch in dieser Nacht ist an entspannten Schlaf nicht zu denken. Die Kinder sind aufgeregt, was am nächsten Tag passieren würde. So richtige Lust, durch den Busch zu streifen hatten sie dann aber zunächst nicht. Aber der Ranger schafft es, sie zu motivieren. Unter anderem mit „Suchbildern“. Selbst bei der kleinen Entfernung von weniger als zwei Metern ist die grüne Schlange kaum zu erkennen.

Die kleine grüne Schlange ist auch aus der Nähe kaum zu erkennen

Nach vier Stunden Gehen kamen sie zurück zum Camp. Die Erwachsenen wechseln sich später ab, die besonders müden Kinder zu tragen. Unterwegs sehen sie Antilopen, Giraffen und andere Tiere. Ein Elefant war zur Enttäuschung aller, nicht zu sehen. Dann aber, als die ersten Zelte schon in Sichtweite sind,  tritt plötzlich ein Elefant aus dem Gebüsch. Endlich! Wie zur Belohnung der Safari steht er da. Plötzlich sind alle Kinder hellwach, verstecken sich aber doch lieber  hinter den Erwachsenen. So groß haben sie den Elefanten wohl nicht erwartet.

Nach einem 4-stündigen anstrengenden Fußmarsch tritt der lang ersehnte Elefant aus dem Gebüsch – am Ausgangspunkt der Wanderung

Mit diesem krönenden Abschluss treten alle zufrieden die lange Rückreise an. Im Bus verstummt das muntere Geschnatter der Kinder jedoch schnell. Sie sind erfüllt von den Erlebnissen der beiden Tage, müde von der Aufregung und der ungewohnten Nacht im Zelt. Sofort schlafen sie im Bus ein bis sie die Schule erreichen. In den nächsten Tagen erzählen sie immer wieder von ihren Erlebnissen – am eindrücklichsten bleibt der stattliche Elefant.

Müde, aber glücklich, geht es auf die lange Rückreise