Eva

Eva lebte bis Januar 2021 alleine mit ihrer Mutter in einer Lehmhütte. Die Massai-Siedlung, zu der die kleine Hütte gehört, ist abgelegen. Es gibt weder Wasser, noch einen Stromanschluss. Für ihre Schulbücher reichte das Geld nicht. Seit mehr als zwei Jahren begleitet nafasi die heute 16-jährige. Ihre Geschichte hat uns sehr berührt.

Eva mit ihrer Mutter bei einem unserer zahlreichen Besuche im Jahr 2019

Als wir Eva im Sommer 2018 kennenlernten, war sie 13 Jahre alt und ging in die 6. Klasse einer Primary School. Niklas, Falk und ich durften sie nach einem Besuch in ihrer Schule nach Hause begleiten. Dort lernten wir ihre Mama kennen, mit der sie alleine lebt. Ihre Behausung war spärlich, so wie viele Hütten in der Siedlung. Normalerweise leben die Massai von der Viehzucht. Evas Mutter kann sich bis heute keine Herde leisten. Ein Garten zum Anbau von Gemüse ist wegen des schlechten Bodens und des fehlenden Wassers nicht möglich. Das Wasser müsste von weit her getragen werden. Evas Mutter ist krank und schafft den Weg nicht. Eva und ihre Mutter waren damals weitestgehend auf die Hilfe von Verwandten angewiesen.

Um die Schuluniform bezahlen zu können, verkaufte Eva, das zurückhaltende Mädchen, regelmäßig neben der Schulausbildung in einer Bar Getränke. Oft blieb sie dafür der Schule fern. Schulbücher konnte sie sich nicht leisten.

Täglich viele Kilometer zu Fuß in die Schule

Dennoch waren Evas Schulleistungen so gut, dass sie mit Beginn des Jahres 2020 auf die weiterführende Secondary School wechseln konnte.

Die neue Schule liegt viele Kilometer entfernt. Eva musste von nun an morgens und abends einen anstrengenden zweistündigen Fußmarsch bewältigen. Sie verließ die Lehmhütte, wenn die Sonne aufging, abends wurde es kurz nach ihrer Ankunft bereits wieder dunkel. Die Anstrengungen für Eva waren groß. Hinzu kam, dass abends in der stromlosen Hütte das nötige Licht fehlte, um die Schularbeiten zu erledigen.

Peter und Rose hielten regelmäßig Kontakt zu Eva und ihrer Mutter. Wir besuchten sie erneut, als wir in Kahe weilten und erfuhren von ihren Schwierigkeiten in der neuen Schule. Für uns unvorstellbar, wie lange sie, oft hungrig, unterwegs ist, um lernen zu können. Wir beschlossen, Eva zu helfen. In Deutschland zurück, fanden wir Pateneltern, die Eva von nun an regelmäßig unterstützen.

Peter bringt Eva die dringend benötigten Schulbücher


Wir statteten Eva mit einer Solarlampe, Schuluniform, Schulbüchern und einem Fahrrad für den Schulweg aus. Zudem brachten wir bei unserem letzten Besuch im März 2020 waschbare Menstruationsbinden mit, damit sie auch während ihrer Periode die Schule besuchen kann. Wie viele andere Schulmädchen aus armen Familien, hatte auch Eva keinen Zugang zu Hygieneartikeln, weshalb sie mehrere Tage im Monat zu Hause blieb.

Bis zu 100 Kinder in einer Klasse

Doch Evas Start in der neuen Schule blieb schwierig. Es wurde ausschließlich auf Englisch unterrichtet, was eine sprachliche Herausforderung für sie bedeutete. Denn in der Primary School war die Unterrichtssprache Swahili, Englisch wurde hier lediglich als Fremdsprache gelehrt – wobei ein Lehrer bis zu 100 Kinder gleichzeitig unterrichtete.
Von nun an hieß es für Eva also fließend Englisch sprechen und schreiben zu können. Dann wurde die Secondary School nach nur drei Monaten für längere Zeit geschlossen, wie alle anderen Schulen in Tansania auch. Die Corona-Pandemie hatte das ostafrikanische Land erreicht.
Für Eva war das alles undenkbar schwierig. Und so stellte sich im November leider heraus, dass ihre Leistungen nicht ausreichend waren. Sie musste die Schule verlassen. Das war ein trauriger Rückschlag für sie.

Eine neue Perspektive für Eva

Rose (links im Bild) begleitet Eva (mitte) an ihrem ersten Tag im Imani Vocational Trainings Centre – sie wird von einer zukünftigen Mitschülerin freundlich empfangen

Gemeinsam mit Eva, ihrer Mutter, Peter und Rose suchten wir nach einer Lösung, um Eva eine Berufsbildung zu ermöglichen. Einige Wochen später fand Peter einen Platz in einem Berufsbildungszentrum mit angeschlossenem Internat. Eine neue Perspektive tat sich für Eva auf. Seit Februar diesen Jahres wird sie dort in verschiedenen Handwerkstechniken unterrichtet. Zudem lernt sie betriebswirtschaftliche Grundlagen. Ihre wunderbaren Pateneltern sind weiter an ihrer Seite und unterstützen sie, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen und für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen kann.

Nähen lernen ist ein Bestandteil der Ausbildung