Selbstgenähte Monatsbinden für Mädchen in Kahe

Tausende Mädchen verpassen in Tansania jeden Monat den Unterricht, weil sie keine Monatshygiene haben. Dadurch haben Mädchen einen Bildungsnachteil. Schätzungen gehen davon aus, dass einige Schulmädchen bis zu 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung versäumen, weil ihnen Hygieneartikel fehlen.

Die Taschen für die Mädchen, gefüllt mit je 8 selbstgenähten waschbaren Monatsbinden und Seife

Im letzten Beitrag habe ich berichtet wie wir Eva mit Büchern, einem Fahrrad und anderen notwendigen Dingen für die Schule unterstützten.
Was wir nicht bedachten: Eva ging nicht zur Schule, wenn sie ihre Menstruation hatte. Für uns war das unvorstellbar. Auch viele von Evas Mitschülerinnen gehen an mehreren Tagen im Monat nicht in die Schule, weil das Familieneinkommen für Menstruationshygiene nicht reicht.
Deshalb bat uns Rose kurz vor unserem Besuch im März 2020 waschbare Monatsbinden für Eva mitzubringen.

Nachhaltig helfen

Aber wieder einmal waren wir an einem Punkt, an dem wir unser Tun hinterfragten. Das Ziel von nafasi ist es, die Menschen nachhaltig zu unterstützen. Eine nachhaltige Unterstützung wäre es, wenn die im Land vorhandenen Ressourcen genutzt würden, um den Mädchen die Binden umsonst oder kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Damit bliebe auch die Wertschöpfung im Land.
Ich erinnerte mich, dass in den Städten, die wir besucht haben, Schneiderinnen und Schneider am Straßenrand an ihren Nähmaschinen sitzen. Läuft man vorbei, bieten sie ihre bezaubernden bunten Baumwollstoffe und ihre Handwerkskunst an.

Wie könnten die Mädchen ihre Binden selber herstellen?

Und so reifte unser Vorhaben. Noch hier in Deutschland haben wir Schablonen aller Arbeitsschritte bis zu einer fertigen Binde vorbereitet. Mit diesen Schablonen und verschiedenen Stoffen zur Anschauung und natürlich mit den waschbaren Monatsbinden für Eva sind wir nach Kahe gereist.

Der erste Arbeitsschritt – Ester zeigt Ester und Hadija, wie die Binden zugeschnitten werden

In Kahe trafen wir erneut Ester. Eine engagierte, junge Frau und Näherin, die das Projekt unterstützen würde: Sie versprach, unseren Patenkindern das Nähen zu zeigen und mit ihnen die ersten Monatsbinden herzustellen.
Zwei defekte Nähmaschinen waren vorhanden, Peter reparierte sie und stellte sie vorerst in einem Klassenzimmer auf. Viele unserer Mädchen und auch einige der Jungen wollten lernen, wie man eine Schablone herstellt und Stoff zuschneidet. Ester zeigte ihnen geduldig, wie man mit der Hand näht und wie sie mit der Nähmaschine nähen können. So stellten sie die ersten waschbaren Monatsbinden her.

Glory, eines unserer Patenkinder, hilft beim Annähen der Druckknöpfe

Immer acht Stück kamen in eine Tasche, und Rose legte noch ein Stück Seife dazu. Im November 2020 erhielten die ersten neuen Schülerinnen aus Evas Schule eine Tasche mit den waschbaren, wiederverwendbaren Monatsbinden. Alle stammen aus armen Familien, viele von ihnen sind Waisen, die sich Hygieneprodukte nicht leisten können.

Die Mädchen können während ihrer Menstruation in die Schule gehen, wenn sie über Binden verfügen

Rose erklärte Eva und ihren Freundinnen die Handhabung und Pflege. Für die Mädchen ist es wichtig, die Binden nicht einfach in die Hände gedrückt zu bekommen. Die behutsame Aufklärung über Menstruation hilft und ermutigt sie, das Thema nicht länger als Tabu zu begreifen.

Ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz – Rose klärt die Mädchen individuell in der Handhabung und Hygiene auf


Ich finde es berührend, dass keines der Mädchen, welches die ersten Binden bekommen haben, in den Monaten Januar bis März in der Schule gefehlt haben. Das berichtete uns ein Lehrer der Schule.
Erst vor einigen Tagen haben wir begonnen, weitere 300 Monatsbinden zu verteilen, die in der Zwischenzeit hergestellt wurden. Alle haben geholfen, die Binden zu produzieren. Allen voran Ester, aber auch Rose und die Kinder haben sie in den Osterferien dabei unterstützt. Rose und Ester verteilen nun die Taschen mit den Binden und der Seife in der Schule. Die ausführliche Aufklärung ist wieder ein wichtiger Teil des Besuches in der Schule.