Gurkenernte in Kahe während in Deutschland der Winter zurückkehrt

Mehrere Zentimeter Neuschnee auf einer blühenden Forsythie, fotografiert im April 2022 in Deutschland.

Es ist der 2. April 2022, der Tag, an dem in Deutschland nach wunderbaren, lang ersehnten Tagen mit sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein der Winter mit heftigem Schneefall zurückkehrt. Ich bekomme von Rose Bilder aus Kahe von der ersten Gurken- und Kürbisernte des Jahres. Das hat mich inspiriert, euch nun von diesem Projekt in Kahe zu berichten.

Ein kurze Pause für das Foto hinter dem neuen Beet im Schulgarten – unsere Kinder mit Rose und Caroline

Mit viel Eifer haben die Kinder schon während des ersten Lockdowns 2020 ein kleines Beet auf dem Schulhof angelegt und sich im Gemüseanbau versucht. Es hat mich sehr gefreut, als uns die ersten Bilder und Berichte dazu erreichten. Nicht nur, weil ich selbst Gemüse in meinem Garten anbaue. Sondern vor allem deshalb, weil es wieder eine neue Lebenskompetenz ist, die die Kinder von Rose und Caroline lernen. Wir finden es sehr wichtig, dass die Kinder wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Außerdem kann es ihnen helfen, später ihr eigenes Gemüse zu kultivieren oder sogar aus dessen Verkauf ein kleines Einkommen zu erzielen. Immer wieder mussten wir bei unseren Familienbesuchen in Tansania erfahren, dass Menschen hungerten, weil sie kein Land hatten, um Obst und Gemüse anzubauen, keine Erfahrung damit hatten oder keine Arbeitsgeräte vorhanden waren. Wer nicht mobil ist, hat sonst kaum Möglichkeiten in dieser sehr ländlichen Gegend ein Einkommen zu erzielen. 

Jeden Freitag ist Wochenmarkt in Kahe. Die meisten verkaufen dort selbstangebautes Gemüse und Obst.

Mitten in diesem ersten Corona-Lockdown blieben auch in Tansania die Schulen geschlossen. Da unsere Kinder im Internat an der Schule wohnen, konnten sie die monatelange unterrichtsfreie Zeit nun für verschiedene andere Aktivitäten auf dem Schul- und Internatsgelände nutzen. Da schrieb mir Rose, dass sie gemeinsam mit den Kindern ein kleines Stück Land für den Gemüseanbau vorbereitet haben. In jenem Jahr gab es heftige Regenfälle. Wegen einer besonderen Bewässerungssituation der umliegenden Felder war der Schulhof immer wieder überflutet.

Glory, Hadija, Ester und Jenipha stehen in Gummistiefeln auf dem überschwemmten Schulgelände

Außerdem ist der Boden sehr alkalisch, was ebenfalls dazu beiträgt, dass die Pflanzen nicht gut versorgt werden und schlechter wachsen. Deshalb war der erste Versuch, kleine Gurkenpflänzchen aus Samen heranzuziehen, leider nicht erfolgreich. Die Kinder waren nach all der mühsamen Arbeit wirklich traurig. Haben sie doch jedes Stückchen Erde mit einfachen Geräten per Hand aufgehackt. Jedoch erreichte uns schon kurz danach ein: „Wir machen weiter und versuchen etwas anderes.“

Ally und Thomas bringen mit einer Schubkarre die mit Erde gefüllten Säcke für die neuen Gurkenpflänzchen

Die Lösung war, die Pflanzen in kleinen Säckchen mit besserer Erde heranzuziehen bis sie widerstandsfähig genug waren, um ins Beet umzuziehen. Diesmal klappte es! Mittlerweile ist ein großes Areal für den Schulgarten reserviert. Mit den umliegenden Dörfern konnte geklärt werden, dass das überschüssige Wasser nicht mehr in Richtung des Schulgeländes abgeleitet wird. Eifrig bestellen die Kinder nun mehrmals im Jahr das Beet neu.

Nach einem kleinen anfänglichen Misserfolg haben sie gemeinsam eine Lösung für die zarten Gurkenpflänzchen gefunden.

Schon im ersten Jahr haben die Kinder jede Menge Gurken geerntet, selbst verarbeitet und gegessen. Neben Gurken werden auch Kürbisse und Mchicha angebaut. Mchicha ist das Wort für Spinat in Swahili. Wir dachten sehr lange, dass es wirklich Spinat ist, haben uns jedoch über den leicht bitteren Geschmack gewundert. Wir haben Mchicha bei Peters Mama sehr häufig zu Ugali gegessen. Sie baut das Gemüse auf einem Stück Land neben ihrem Haus an. Üblicherweise wird es ähnlich wie bei uns Spinat zubereitet und sieht auch so aus. Es ist jedoch eine Amaranth-Pflanze und schmeckt eben etwas bitter.

Hamisi ist seit Januar diesen Jahres mit seinem Bruder bei uns. Stolz präsentiert er seinen geernteten Kürbis.

Für viele unserer Kinder ist es inzwischen glücklicherweise normal, dass sie sich satt essen können. Für Hamisi und seinen Bruder war es bisher die Ausnahme, dass sie sich abends schlafen legen konnten ohne vor Hunger Bauchschmerzen zu haben. Die Eltern haben kein regelmäßiges Einkommen. Der Vater versucht als Tagelöhner jeden Tag aufs Neue auf den umliegenden Feldern Arbeit zu bekommen. Oft kehrt er mit leeren Händen in die Hütte zurück, die ihnen Nachbarn als Bleibe überlassen haben. Wir kennen die Familie schon seit mehr als zwei Jahren. Hamisi und sein Bruder sind seit Beginn 2022 bei uns. Beide haben sich gut integriert. Sie sind fröhliche Kinder, auch wenn Hamisi auf dem Bild noch etwas schüchtern schaut. Die Pateneltern der beiden Kinder haben auch an die Eltern gedacht und es ermöglicht, die Eltern mit Matratzen, Decken und Moskitonetzen zu versorgen. Dafür danken wir ihnen sehr herzlich!